Hans Hollein – Ausstellung im MAK

Erstellt am 26. Juni 2014 von Brigitte Groihofer
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Neubetrachtung und eindrucksvolle Einblicke in den Entwurfsprozess des Universalkünstlers. 

Gleich vorweg. Die Ausstellung ist ein „MUSS“. So wie Hans Hollein Probleme von allen Seiten umkreiste, so umkreisen und kontextualisieren die Ausstellungskuratoren Marlies Wirth vom MAK und Gastkurator Architekt Wilfried Kuehn sein umfangreiches Werk. Der Versuch einer Annäherung an die vielschichtige Denkweise dieser singulären Persönlichkeit erfolgt nicht chronologisch, sondern im Fokussieren und Abstecken von Themenkomplexen.

 

Viele Wochen verbrachten sie im Archiv „und“, so Kuehn „was ich für gar nicht möglich gehalten hätte ist, wieviele Varianten an Zeichnungen, Arbeitsmodellen, Skizzen von allem er gemacht und auch aufgehoben hat, mit welch geradezu manischer Energie er Probleme umkreist hat und wieviel Material er angehäuft hat. Das ist schon außergewöhnlich“. Besonders beeindruckt hat ihn „die Art wie er Architektur begriffen hat. Als erfahrbaren Raum, nicht primär als Bild oder Skulptur. Dieser ganz persönliche Zugang, wird bei allem, was wir im Archiv gefunden haben, immer wieder deutlich. Das Zeichnen ist schon der erste gestuelle Ausdruck des späteren Begehens von Räumen.

Er erfährt die Räume zuerst durch den Stift“. Spannend erlebbar wurde auch das Wechselverhältnis zwischen flachen Bildern/Fotografien, den Objekten und Modellen und dem Ausstellungsraum gestaltet.

Auch wurden Künstler und nicht Architekturfotografen – Aglaia Konrad und Armin Linke vom MAK eingeladen, wegweisende Hollein-Arbeiten der vergangenen Jahrzehnte neu zu fotografieren. Keine geschönten Architekturfotografien, sondern Ansichten von heute, die die Architektur mit entsprechenden Gebrauchsspuren zeigen. In mutigen Bildsequenzen, der Interpretation von Künstlern, werden so neue Fragen aufgeworfen und manche Annahmen bestätigt.

Der zeitliche Abstand erlaubt die neuerliche Positionierung der Werke im Reigen der architekturhistorischen Ikonen. Sichtbar werden die Reflexionen des Architekten bei später Werken auf frühere. Die Ausstellung ist ein Parcours durch Holleins komplexes Werk mit vielen zum Teil noch nie gezeigten Entwürfen, medialen Objekten, Stadtmodellen, Zeichnungen, Objekten, Ausstellungsrelikten, Skizzen, Notizen, Konzeptpapieren, Fotografien, Filmen u. v. m.

Den Kuratoren der Ausstellungspräsentation ist auch gelungen, das Holleinsche „Kleeblattprinzip“, das jener für das Museum in Mönchengladbach entwickelte, räumlich nacherlebbar zu machen: Durch die spezielle Raumabfolge mit diagonalen Achsen und Raumabfolgen wird man als Besucher fast zwingend in Bewegung gehalten, man versteht plötzlich Holleins Raumidee. Der Beginn einer umfanfgreichen und qualitätsvollen Hans Hollein-Rezeption.

Es ist zu hoffen, dass das Archiv der Wissenschaft geöffnet wird.

Copyright Bilder:

MAK-Ausstellungsansicht, 2014 HOLLEIN 
MAK-Ausstellungshalle 
© Peter Kainz/MAK

Hans Hollein, Portrait © Vera Eisler

Digging, Piling up, Forming, Berkeley, USA, 1958–1960 © Archiv Hans Hollein

 

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Mag. phil.
Dr. techn. MBA
Brigitte Groihofer
Kulturmanagerin
Publizistin
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